Er sieht den Jugendfußball auf dem Land in Gefahr. Christoph Ulreich, einer von drei Vorsitzenden des SC Bühlertann, beschreibt die Schwierigkeiten, die ein Verein hat, ehrenamtliche Trainer für den Jugendbereich zu finden.

Herr Ulreich, können Sie sich noch an Ihren ersten Jugendtrainer erinnern?

Christoph Ulreich: Ja, natürlich. Er hieß Hans Klein. An mein erstes Spiel erinnere ich mich noch sehr gut. Mein Bruder und ich waren Auswechselspieler und es gab noch nicht genügend Trikots für alle. Wir hatten dann ein weißes Unterhemd statt eines weißen Trikots an und haben mit Fingerfarbe eine Neun hinten draufgemalt. Der Trainer hat mir einfach gesagt: Du bist Stürmer, geh’ vorne rein und wenn du den Ball kriegst, dann schieß einfach aufs Tor. Ich müsste acht oder neun Jahre alt gewesen sein.

Vor einem Monat hat der Verein zu einem Info-Abend eingeladen, um neue Jugendtrainer zu finden. Ein Vater hatte sich bereit erklärt, die F-Jugend zu übernehmen. Was hat sich seitdem getan?

Für die A-Jugend haben wir eine ganz tolle Lösung gefunden. Der jetzige Aktiven-Trainer des FV Künzelsau, Georg Hoffmann, wird den Posten zusammen mit einem Betreuer aus Bühlerzell, Martin Rassel, übernehmen (Bühlertann und Bühlerzell haben im Jugendbereich eine Spielgemeinschaft, Anm. d. Red.). Er hat bis vor ein paar Jahren hier Fußball gespielt. Er hat den Trainerschein. Man muss dann auch sagen, dass ein lizenzierter Trainer beide Vereine Geld kostet. Aber das ist in Ordnung, weil wir denken, dass wir auch im Jugendbereich die Trainer bezahlen müssen. Anders wird es wohl in Zukunft nicht mehr gehen.

Und die anderen Teams?

Da wird’s schwierig. Der eine Vater hat sich ja für die F-Jugend gemeldet. Das war toll. Dann gibt es einen Trainer aus Bühlerzell, der entweder die B- oder die C-Jugend machen will, für ihn suchen wir noch einen Betreuer aus Bühlertann. Aber ein Posten bleibt trotzdem vakant, genauso wie in der D-Jugend. Für die E-Jugend gibt es jemanden, allerdings noch mit einem Fragezeichen.

Hat der Aufruf geholfen?

Ein bisschen was schon, aber es hätte weitaus mehr sein müssen eigentlich. Die Leute, die da waren, sind eh schon Personen, die sich im Verein engagieren. Von denen, die wir uns gewünscht hätten, vor allem Eltern, war fast niemand da.

Warum ist es so schwierig, neue Trainer für die Kinder zu finden?

Das fragen wir uns auch. Es ist wohl so, dass die Bereitschaft für aktive Mitarbeit nachlässt. Vor allem bei der Mitarbeit, die das ganze Jahr Engagement erfordert. Wenn wir einzelne Events haben wie das Freundschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart oder Faschingssonntag, dann finden wir immer genügend Leute, aber nicht für längere Engagements.

Warum sagen die Leute ab?

Viele sagen, sie haben keine Zeit. Dazu sag’ ich: Wenn man Zeit haben möchte, dann findet man sie. Davon bin ich überzeugt. Ich weiß, dass es schwierig ist, wenn man zum Beispiel im Schichtdienst arbeitet oder bis in den Abend arbeiten muss. Aber wenn man die Trainertätigkeit mit jemandem zusammen aufteilt, dann gibt es da auch Möglichkeiten. Ich sage eher, die Leute haben keine Lust. Manche lehnen ein Traineramt auch ab, weil sie sagen, sie können es nicht. Sie trauen es sich nicht zu. Da hab’ ich auch Zweifel. Erstmal muss man ja was ausprobieren, bevor man sagt, dass man es nicht kann. Und vielleicht setzen die Leute zu hohe Erwartungen an die Aufgabe. Aber wenn man zuverlässig ist und den Kindern freundlich gegenübertritt, dann passt das.

Können finanzielle Anreize helfen?

Wenn jemand Schulungen machen will, dann bezahlen wir das auch. Wir bezahlen auch jeden Kilometer, den jemand für den Verein fährt. Wenn man aber jedes Jugendteam mit einem bezahlten Trainer ausstattet, dann geht das richtig ins Geld. Der Verein müsste die Mitgliedsbeiträge exorbitant erhöhen, aber dann bleiben die Kinder weg. Im Moment zahlen Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr 23 Euro pro Jahr. Da sind rund zwei Euro im Monat. Davon kann ich keinen Trainer zahlen.

Was kann der Verein sonst tun, um das Ehrenamt zu stärken?

Schwierig. Wir in der Vorstandsschaft arbeiten auch ehrenamtlich. Das ist oft auch eine Persönlichkeitsfrage. Will ich es oder will ich es nicht? Zum Glück gibt es noch viele Leute, die sich im Verein engagieren, aber das reicht eben nicht. Und die, die sich engagieren, müssen sich dann anhören, warum im Verein nichts vorangeht. Aber diejenigen, die das sagen, sollten sich selbst engagieren. Aber wir stehen ja nicht allein da. Auch andere Vereine haben diese Probleme. Die löbliche Ausnahme ist Obersontheim, dort gibt es anscheinend genügend Personen, die bereit sind, etwas zu machen.

Quelle: Haller Tagblatt, Südwestpresse

Autor: Viktor Taschner

Foto:  Ufuk Arslan, 
Christoph Ulreich hält den Wimpel des Freundschaftsspiels SC Bühlertann gegen den VfB Stuttgart aus dem Jahr 2003 in der Hand. Zu diesem einmaligen Großereignis hat der Verein keine Probleme gehabt, ehrenamtliche Helfer zu finden. Im Jugendtrainer-Bereich sieht es anders aus.